Zwei Dachflächen, ein First – fertig ist das Nurdachhaus. Seitenwände? Gibt es nicht. Das Nurdachhaus ist eine seltene Gebäudeform, bei der sich das Satteldach bis fast zum Boden zieht. Das Haus besteht, wie der Name schon sagt, nur aus einem Satteldach. Die beiden Stirnseiten eines Nurdachhauses bilden die typisch dreieckige Giebelform. Diese sind oft mit raumhohen Fenstern ausgestattet, die viel natürliches Licht hereinlassen und je nach Lage eine schöne Aussicht bieten. Nurdachhäuser verfügen meist über ein bis zwei Etagen. Dank der Tiny-House-Bewegung sind die naturnahen Dreieckshäuser wieder beliebt.
Die einfache Bauweise der Nurdachhäuser lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Ursprünglich fand man diesen Gebäudetyp als Hütten in ländlichen Regionen. In den USA erfreute sich dieser Baustil in den 1960er und 1970er Jahren als Ferienhaus großer Beliebtheit. Eines der bekanntesten und damals modernsten Nurdachhäuser entwarf der amerikanische Architekt R.M. Schindler im Jahr 1934 für die verschneite Lage in Lake Arrowhead, Kalifornien. Hier heißen Nurdachhäuser „A-Frame-Houses“.
Mit dem offenen Nurdachhaus Grundriss, dem Einsatz von Sperrholz und einer verglasten Giebelseite war Schindlers Entwurf seiner Zeit 20 Jahre voraus. Viele junge Architekten/-innen entwickelten daraufhin in Nordkalifornien diesen dreieckigen Gebäudetypus weiter. Sie entwarfen Modelle mit geschlossenen oder offenen Giebelwänden, fügten Dachgauben oder Oberlichter hinzu oder kombinierten das Gerüst mit dem klassischen A-Rahmen zu kreuzgiebeligen oder T-förmigen Varianten.
Zeitloser Stil – die A-Rahmen-Struktur schafft einen gemütlichen Innenraum mit schrägen Wänden und viel Freiraum für individuelles Interieur.
Das einfache Design sorgen für einen geringen Planungsaufwand und somit für niedrige Baukosten.
Häuser in Holzbauweise punkten mit einem angenehmen Wohnraumklima und guten Dämmwerten. So heizt sich das Gebäude im Sommer nicht zu schnell auf und im Winter bleibt die Wärme im Inneren.
Durch die beiden langgezogenen Dachflächen ist das Haus intensiv der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, das reduziert Heizkosten im Winter.
Die großen Dachflächen bieten Platz für Solarmodule.
Natürliches Licht: Große Fenster in den Giebelseiten bieten nicht nur einen Panoramablick, sondern lassen auch viel natürliches Licht herein. Sind in beide Stirnseiten Fenster integriert, kann man gut durchlüften
Wählt man einen großen Dachüberstand an einer Seite, entsteht eine integrierte regengeschützte Terrasse.
Da das steil geneigte Dach scharfe Innenwinkel erzeugt, sind Nurdachhäuser kleiner als herkömmliche Wohnhäuser. So ist der Raum mit ausreichender Standhöhe ist eingeschränkt.
Die Schrägen im Haus machen das Aufhängen von Bildern oder das Stellen von Möbeln kompliziert.
Oft widerspricht die Baukonstruktion der Bebauungsverordnung und wird nicht überall genehmigt (Traufhöhe usw.).
Die rechnerische Wohnfläche fällt geringer aus: So werden Raumteile mit einer Deckenhöhe von unter einem Meter nicht als Wohnfläche angerechnet. Raumteile mit einer Höhe von über einem Meter, aber unter 2 Metern werden zur Hälfte als Wohnfläche angerechnet.
Im Vergleich zu einem Standardhaus ist ein Nurdachhaus eine budgetfreundliche Option. Da das Haus fast ausschließlich aus Dach besteht, hält das den Planungsaufwand und somit auch die Kosten gering. Einige Anbieter bieten bereits vollständig ausgestatte Nurdachhäuser an mit entsprechend auf die Dachschrägen abgestimmten Möbeln.
Für ein solches schlüsselfertiges Haus lassen sich Kosten von 2000 Euro pro Quadratmeter kalkulieren. Hinzu kommt der Preis für das Grundstück, der je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen kann. Auch der geringe Energieverbrauch und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen kann Kosten einsparen.
Immer noch werden Nurdachhäuser meistens in Holzbauweise errichtet. Dabei handelt es sich in der Regel um standardisierte Fertighaussysteme, die detailliert geplant und vor Ort in kurzer Zeit zusammengefügt werden können. Ein Nurdachhaus besteht, wie ein Sparrendach, aus mehreren A-Rahmen. Diese lassen sich in nahezu jeder Größe bauen und zusammenfügen. In der Regel misst das gleichseitige Dreieck einen 60-Grad-Winkel. Diese Konstruktion kann vom winzigen Haus bis zum großen luxuriösen Ferienhaus genutzt werden.
Wohnen unter der Schräge, das kann heißen, wohnen mit dem Reiz der schrägen Flächen und wohnen mit dem Charme von Gebälk und Co. Dank seiner einzigartigen Form punktet das Nurdachhaus innen mit viel Platz. Die hohen Decken und natürlichen Materialien verleihen dem Inneren eine warme und behagliche Atmosphäre und sorgen für ein offenes und großzügiges Wohngefühl. Ebenerdig findet man meistens Küche, Ess- und Wohnbereich.
Hier steht die Verbindung zur Natur im Vordergrund. Bodentiefe Fenster lassen Licht herein und verbinden das Innere mit der umgebenen Natur. Ist eine Galerie eingezogen, kann sich der Wohnraum bis in den Giebel öffnen. Da es sich meistens um eine Holzrahmenbauweise handelt, ist der Naturbaustoff auch im Inneren das prägende Element. Unter dem Giebel im Obergeschoss findet man die Schlafräume. Manchmal gibt es noch ganz oben eine dritte Ebene, in der geschlafen werden kann.
Kritiker bemängeln, dass das Nurdachhaus innen nur von Schrägen geprägt ist. Das schränkt zwar den Gestaltungsspielraum im Inneren des Hauses etwas ein, erzeugt aber auch kreative Lösungen: Offene Balken oder sichtbare Treppenaufgänge sorgen beispielsweise für modernes Loft-Ambiente.
Mit Möbeln auf Maß lässt sich jede Schräge nutzen. So zaubern beispielsweise Schlafkojen unter der Schräge ein wunderbar gemütliches Nachtlager und nutzen das Platzangebot optimal aus. Steht das Bett unter einem Dachfenster, kann man in sternenklaren Nächten zum Einschlafen Sternschnuppen statt Schäfchen zählen. Mit etwas Gespür fürs Gesamtarrangement können so tolle Wohnwelten in Premiumqualität entstehen.
Das Zeltdachhaus wiederum, stellt eine besondere Form des Nurdachhauses dar: Auch diese Form besteht ausschließlich aus Dachflächen, die bis zum Boden reichen. Das Gebäude besteht aus vier Dachflächen, alle mit der gleichen Neigung. Die Spitzen der Dachflächen liegen aneinander.
Ein Zeltdach verfügt über keinen Dachfirst. Zu den charakteristischen Eigenschaften gehört vor allem die Symmetrie. Daher nennt man diesen Gebäudetyp auch Pyramidenhaus. Eines der bekanntesten Gebäude in dieser Form ist die Glaspyramide im Innenhof des Louvre in Paris.
Auch in Skandinavien dienen diese Häuser gerne als Ferienhaus am Strand. Hier nennt man diesen Gebäudetyp Finnhütte oder Finnlandhaus. Oftmals gibt es ganze Feriensiedlungen in dieser Bauform. Besonders in Skigebieten ist die Dachform sehr beliebt, da der Schnee leicht von Gebäude herabrutscht.
Steht das Haus in wärmeren Regionen, bleibt der Hauptwohnraum im Erdgeschoss kühl, da die warme Luft zur Gebäudespitze aufsteigt. Hierzulande findet man das Nurdachhaus oft im Seenland Mecklenburg-Vorpommerns, im Harz, in Thüringen oder im Erzgebirge.
Ein Nurdachhaus ist vor allem eine Geschmacksfrage. Gut eignet sich diese Gebäudeform vor allem als charmantes Ferien- oder Singlehaus. Durch ihre ländliche und traditionelle Ausstrahlung erfreuen sich Nurdachhäuser einer großen Beliebtheit bei Menschen, die eine naturnahe Lebensweise schätzen.