Funktional, elegant, einfach: Mit diesen Attributen zieht Mid-Century-Interior bis heute Interior-Liebhaber/-innen in seinen Bann. Ein Stil, der mit Beginn der 1940er bis 1960er Jahre gutes Design auch für durchschnittliche Eigenheimbesitzer/-innen erschwinglich machen sollte.
Typische Merkmale des Mid-Century-Interiors: Dunkle Holzmöbel mit konischen Füßen, ergonomische Lounge-Sessel, bunte Stühle aus Fiberglas und skulptural anmutende Lampen.
1984 gab die amerikanische Journalistin Cara Greenberg den Möbeln dieser Epoche erstmal den Namen „Mid-Century-Modern“. Später fasste man den Begriff breiter und heute steht Mid-Century-Interior für Kunst, Architektur und Möbeldesign der 1940er bis 1960er Jahre.
Mid-Century-Interior ist eng mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der Nachkriegszeit verbunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten viele Länder einen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich auch in einem modernen Lebensstil widerspiegeln sollte.
Neue Produktionsverfahren und Werkstoffe ermöglichten die Produktion von Einrichtungsgegenständen, die als kostengünstig, funktional und stilvoll empfunden wurden. Auf Schnörkel oder aufwendige Designs wurde dabei bewusst verzichtet, damit sich die Möbel einfacher produzieren ließen und selbst in kleinste Nachkriegshäuser passten.
Ein Beispiel dafür ist die Platform Bench des Designers George Nelson. Das Möbelstück aus Holzstreben und Metallgestell lässt sich flexibel als Bank, Couchtisch oder Ablage nutzen und gilt als eines der ersten Möbelstücke, die in Masse produziert wurden.
Form follows function: Dieser durch das Bauhaus geprägte Satz ist bis heute untrennbar mit dem Mid-Century-Stil verbunden. Die Idee dahinter: Die Form eines Objekts leitet sich immer aus seiner Funktion ab.
Das Ergebnis sind Werkstücke mit klaren Linien und reduzierten Formen. Neben altbekannten Materialien begannen die Designer/-innen mit neuen Werkstoffen wie Kunststoff und Fiberglas, Edelstahl oder Messing, und Leder oder Wolle zu experimentieren.
Ein berühmtes Beispiel: Der ikonische Egg Chair von Arne Jacobsen, den der Däne 1958 für die Lobby des Royal Hotels in Kopenhagen entwarf. Wie ein Bildhauer schuf Jacobsen die ergonomisch geformte Schale durch Experimente mit Draht und Gips in seiner Garage.
Charakteristisch ist auch die Farbpalette im Mid-Century-Interior: Die Basis umfasst vor allem neutrale Töne wie Weiß, Beige und Grau, die mit kräftigen Akzentfarben wie zum Beispiel Senfgelb, Olivgrün oder Orange kombiniert werden.
Obwohl sich die Bewegung selbst nicht ganz einfach definieren lässt, gelten mit dem Stil assoziierte Designer/-innen wie Charles und Ray Eames, Eero Saarinen oder Arne Jacobsen als Pioniere. Bis heute prägen ihre Entwürfe Inneneinrichtungen auf der ganzen Welt.
Ein bekanntes Objekt, der noch heute in vielerlei Interior-Zusammenhängen zu finden ist, ist der Tulip Chair des finnischen Architekten Eero Saarinen: ein Stuhl, dessen Sitzfläche nur auf einem Fuß ruht. Auch der elegante Lounge Chair mit Ottoman der amerikanischen Designer Charles und Ray Eames von 1956 ist mittlerweile ein Klassiker des Mid Century Style Interior.
Der ergonomische Sessel besteht aus geformtem Sperrholz und Lederpolstern und wird bis heute von Vitra produziert. Auch der skandinavische Raum hat mit Künstlern wie Arne Jacobsen, dem Finnen Alvar Aalto oder dem Dänen Hans J. Wegner Spuren im Mid-Century-Interior hinterlassen.
1949 entwarf Wegener den berühmten Wishbone Chair aus Bugholz für Carl Hansen & Son – ein zeitloses Möbelstück, das zu fast jeder Inneneinrichtung passt.
Auch wenn der Beginn der Epoche schon einige Zeit her ist, sind Möbelstücke und Accessoires des Mid-Century-Interior so zeitlos, dass sie sich problemlos in die moderne Inneneinrichtung integrieren lassen. Einige Spielregeln gilt es allerdings zu beachten.
Klare Linien, große Freiräume
Offene Grundrisse, klare Strukturen und große Fensterflächen, die Innenräume und Natur miteinander kombinieren, sind die Basis im Mid-Century-Interior. In der Inneneinrichtung gilt:
Freiflächen und großzügige Durchgangswege werden bewusst zugelassen, einige besondere Möbelstücke wie ein großes Sofa oder eine Mid-Century-Tischgruppe dominieren die Optik.
Unser Tipp: Beginnen Sie Ihre Mid-Century-Einrichtung mit ein oder zwei Möbelstücken der Epoche und ergänzen Sie nach und nach. Gehen Sie sparsam mit Dekoration um, denn auch Wohnaccessoires sollten einem Zweck folgen.
Möbel im Mid-Century-Interior
Die Möbel der Mid-Century-Epoche zeichnen sich durch klare Linien aus. Eine Besonderheit sind ihre filigranen, konisch geformten und ausgestellten Beine. Sie sorgen dafür, dass Möbel weniger wuchtig wirken und selbst für kleine Räume geeignet sind.
Auch Sofas im Mid-Century-Stil sind ähnlich funktional und klar gestaltet. Sie bestehen aus filigranen Holz- oder Stahlgestellen, geraden Rücken- und schlanken Armlehnen sowie robusten Polsterstoffen oder Lederbezügen.
Gemütlichkeit zieht dagegen mit den beliebten Lounge-Sesseln ein, die zu aktiver Entspannung einladen.
Bewusst kombiniert
Damit Ihr Zuhause nicht wie eine Szene aus einem 50er Jahre Film wirkt, sollten Sie Ihre Möbel im Mid-Century-Style immer mit Elementen der modernen Inneneinrichtung kombinieren. In diesem Zusammenhang wir oft auch der Begriff Mid-Century-Modern benutzt.
Ein Beispiel: Ergänzen Sie zum Beispiel einen urigen Esstisch aus Eichenholz mit Stühlen aus buntem Kunststoff. Einer Mid-Century Teakholz-Kommode tut ein moderner Kunstdruck gut. Und zum ikonischen Sessel passt durchaus eine minimalistische Leselampe.
Farben im Mid-Century-Interior
Die Basispalette im Mid-Century-Style Interior favorisiert neutrale Töne oder dunkle Holzarten wie Palisander, Kirsch- oder Nussbaum. Die Möbelstücke sind entweder einfarbig gestaltet oder kombinieren höchstens zwei Farben miteinander, was auf einen eleganten und zeitlosen Gesamteindruck abzielt.
Akzentfarben gibt es dennoch: Geometrische oder organische Muster auf Teppichen, Decken oder Kissen, sattgrüne Zimmerpflanzen oder Stühle mit farbig eingefärbtem Kunststoff setzen gezielt Akzente.
Beleuchtung im Mid-Century-Stil
Skulptural gefertigte Lampen, Stehlampen mit dünnen, hohen Ständern und schlichten, aber auffälligen Lampenschirmen aus Metall oder Glas gehören zum typischen Mid-Century-Stilbild. Tisch- und Wandleuchten zeichnen sich durch klare Formen und verstellbare Arme aus.
Kronleuchter im Sputnik-Stil sorgen mit ihrer sternförmigen Anordnung für ein damals fast futuristisches Flair. Typische Materialien sind Messing, Kupfer und Chrom in zeitloser Optik.
Schalterdesign im Mid-Century-Haus
Selbst Ihre technische Ausstattung können Sie im Stil der 50er Jahre gestalten. Das Gira Schalterprogramm Esprit ist die perfekte Ergänzung zu Ihrem Mid-Century-Style-Interior.
Die Module sind aus Materialien wie Glas, Aluminium oder Linoleum gefertigt und in zeitlosen Farben wie Grau-, Beige-, Gold- und Brauntönen erhältlich. Schalter und Taster lassen sich sogar komplementär gestalten, sodass sie die Eleganz des Mid Century Interior versprühen.
Sofern Sie auf der Suche nach schönen Stücken aus der Mid Century Epoche sind, haben Sie verschiedene Möglichkeiten.
Authentische Originale finden Sie häufig in Vintage-Läden, bei Nachlassverkäufen und Haushaltsauflösungen, im Rahmen von Versteigerungen.
Viele Möbelmarken wie Vitra, Fritz Hansen, Hermann Miller oder Knoll produzieren hochwertige Reproduktionen der berühmten Mid-Century-Designs. Hier kaufen Sie die Optik des Mid-Century-Stils, profitieren aber von neuen Materialien und weiterentwickelten Konstruktionstechniken.
Für ein einfaches Mid Century Style Interior reicht aber manchmal schon ein Kunstdruck, ein Beistelltisch oder eine Lampe. Sie findet man auch auf Flohmärkten, in Kleinanzeigen-Portalen oder Sozialkaufhäusern.
Eine kleine Ironie: Für Möbel, die einst für ein Durchschnittseinkommen gefertigt wurden, muss man heute meist tief in die Tasche greifen.
Dass Mid Century Style Interior im Trend liegt, beweist der Blick in Wohn- und Lifestyle-Magazine, Szenen aktueller Filme und Serien und neue Kollektionen zahlreicher Möbelhersteller.
Holen Sie sich doch auch die Eleganz der 50er zurück in Ihre Wohnräume. Das Abenteuer beginnt mit einem ersten Stück.